Unser Geist urteilt nonstop.
Alles, was wir erfahren, bewertet der Geist; vergleicht es mit früheren Erfahrungen oder misst es an Erwartungen und Maßstäben, die oft aus Angst entstehen.
Das kann die Angst davor sein, dass:
- schlimme Dinge passieren
- wir nicht gut genug sind
- andere Menschen uns verletzen
- wir nicht bekommen, was wir wollen
- gute Zeiten irgendwann vorbei sein
- von lieben Menschen getrennt sind
- …
Wir alle haben gewisse Ansichten und Dinge, an die wir glauben. Der Geist filtert das, was wir erleben, nach diesen Dingen und was wir darüber denken.
Dieser Filter unterscheidet auch, ob etwas gut oder schlecht für uns ist. Ist etwas gut, mögen wir es. Ist etwas schlecht, mögen wir es nicht.
Ist etwas weder gut noch schlecht, fühlt es sich für uns neutral an. Wir haben dann weder gute noch schlechte Gefühle und bemerken den Vorgang kaum.
Doch beim Meditieren stört der Geist besonders. Wir wollen einfach nur in Stille sitzen und den Atem beobachten, aber der Geist urteilt pausenlos: »Ich kann nicht mehr sitzen; mir schlafen die Beine ein … ich mag dieses Gefühl von Ruhe … mir ist langweilig … heute kann ich nicht meditieren; gestern ging es viel besser … vielleicht funktioniert Meditation bei mir nicht … ich kann das nicht; ich bin zu blöd dazu …«
Und so geht das permanent weiter. Der Geist wird beherrscht von dieser Art zu denken. Das ist ein große Last und drückt den Geist nieder – so, als würdest du ständig einen Sack Zement auf dem Kopf tragen.
Wie würde es sich wohl anfühlen, diesen schweren Sack loszuwerden? Sich von allen Urteilen und Bewertungen des Geistes befreien.
Jeden Moment so sein zu lassen, wie er ist, und ihn nicht als gut oder schlecht zu bewerten.
Was wäre das für eine Befreiung.
Ruhe und innerer Frieden.
Stille.
Die nicht-urteilende Haltung
Durch Meditieren üben und lernen wir, eine nicht-urteilende Haltung einzunehmen, gegenüber allem, was im Geist auftaucht.
Trotzdem hört beim Meditieren das Urteilen nicht völlig auf. Der Geist muss ständig bewerten, vergleichen und urteilen – das liegt in seiner Natur.
Wir versuchen deshalb auch gar nicht, das zu unterbinden oder zu ignorieren. Und wir versuchen auch nicht, all die anderen Gedanken zu unterdrücken, die pausenlos aufsteigen und wieder verschwinden.
Beim Meditieren wollen wir nur beobachten, was im Geist oder Körper auftaucht – ohne es zu bewerten, ohne es zu verurteilen, ohne uns damit zu befassen.
Wir sind uns bewusst darüber, dass wir urteilen und es nicht vermeiden können. Aber diese Urteile sagen nichts über das Erleben aus – es können nur einschränkende Gedanken darüber sein.
Wir möchten aber den direkten Kontakt zum Erleben selbst herstellen – und darum geht es in der Meditation.
Dabei ist es gleich, ob es sich um einen Gedanken handelt, um ein Gefühl, Einatmen, Ausatmen, ein Ton, ein Impuls, eine Wahrnehmung oder ein Urteil.
Unser Denken prägt unser Erleben. Dabei sind die Gedanken meist nicht ganz korrekt, denn sie bestehen gewöhnlich aus früheren Erfahrungen, persönlichen Meinungen und Ansichten oder aus Vorurteilen und Reaktionen.
Und in solchen Situationen hindert das Denken uns oft daran, den gegenwärtigen Augenblick klar zu sehen.
Stattdessen lösen unsere vorgefertigten Urteile einen Automatismus aus, welcher auf unseren Erfahrungen und Wissensstand basiert.
Wir denken, wir wüssten, was wir sehen und fühlen, dabei projektieren wir nur unsere vorgefertigten Urteile.
Wir glauben zu verstehen und lösen automatisch einen Verständnis-Prozess aus, ein tief verwurzeltes Muster.
Bist du dir jedoch dieser Muster bewusst, kannst du beobachten, wenn es aktiviert wird.
Das hilft dir, weniger automatisch zu urteilen. Und es hilft dir, eine akzeptierende Haltung zu entwickeln.
Das heißt nicht, dass wir uns alles gefallen lassen oder dass alles unangreifbar ist, was andere Menschen tun.
Nein.
Es heißt nur, dass wir in jedem Moment klarer, ruhiger, sittlicher und effektiver handeln.
Was uns von der Welt, vom wahren Leben und von der Reinheit unseres Seins trennt, sind die permanenten Geisteszustände des Mögens und Nicht-Mögens.
Diese Zustände können sich dauerhaft festsetzen und Suchtverhalten in allen Bereichen des Lebens fördern, ohne dass wir uns bewusst darüber sind.
Darum ist es so wichtig, die Samen von Gier und Verlangen sowie Abneigung und Hass zu erkennen.
Gier und Verlangen äußern sich im Streben nach Dingen und gewünschten Ergebnissen.
Abneigung und Hass zeigt sich durch Zurückhaltung und Vermeidung.
Erkennst du bewusst diese schädliche Saat und kannst sie benennen, dann erinnert es dich daran, dass in deinem Geist Kräfte wirken, die ständig mehr oder weniger aktiv sind.
Diese Kräfte wirken wie eine chronische Vergiftung: Sie hindern dich daran, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Und sie hindern dich daran, deine wahren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu aktivieren.
Darum löse dich von diesen Kräften.
Lerne, durch Meditation, eine nicht-urteilende Haltung zu verinnerlichen und sehe die Dinge so, wie sie tatsächlich sind.
Letzte Aktualisierung am 10.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API