Kein Mensch gleicht genau dem anderen.
Jeder wird mit verschiedenen Eigenschaften, Fähigkeiten und Wesenszügen geboren.
Buddha erkannte das. Und Dank seiner außerordentlichen Einsicht und seines Mitgefühls entwickelte er viele unterschiedliche Methoden.
So konnte jeder Mensch frei von Leiden werden und zu einer direkten Erfahrung ihrer wahren Natur gelangen – so verschieden die Menschen auch waren.
Zwei Grundkategorien der Meditation
Die von Buddha entwickelten Meditations-Praktiken lassen sich grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen:
Analytisch
Bei den analytischen Methoden wird, inmitten einer Erfahrung, direkt der Geist betrachtet.
Gewöhnlich lernt man diese Methoden erst, wenn man geübt darin ist, den Geist durch die nicht-analytischen Praktiken, einfach so ruhen zu lassen, wie er ist.
Nicht-Analytisch
Die nicht-analytischen Methoden bringen den rastlosen Geist zur Ruhe. Sie werden normalerweise zuerst gelernt.
Mit einem ruhigen Geist ist es leichter, sich der Gefühle, Gedanken und Empfindungen gewahr zu sein und sich nicht in ihnen zu verfangen.
Unter dem Begriff Shamatha (sanskrit), Samatha (pali) ist eine nicht-analytische buddhistische Meditations-Technik bekannt.
Auf Deutsch kann sie mit »ruhiges« oder »friedvolles Verweilen« übersetzt werden – den Geist friedlich ruhen zu lassen, so wie er ist.
Bei dieser bedeutsamen Praxis ruht der Geist ganz natürlich in einem Zustand entspannten Gewahrseins.
Wie geht das?
Meditation ohne Objekt
Du fragst dich jetzt bestimmt: Wie kannst du deinen Geist in einem entspannten Gewahrsein ruhen lassen, ohne ein Objekt zu haben, worauf er ruhen könnte?
Okay – stell dir vor, du kommst nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Du möchtest nur loslassen und entspannen. Kein nerviger Chef, keine meckernde Kunden mehr. Nur ein heißes Bad nehmen, dich auf die Couch lümmeln, entspannen und den stressigen Arbeitstag loslassen.
Und genauso lässt du den Geist bei der objektlosen Meditation ruhen: Als ob du gerade einen langen und anstrengenden Arbeitstag beendet hast.
Lass los und entspanne.
Auftauchende Gedanken, Empfindungen und Emotionen brauchst du nicht abblocken, aber du brauchst ihnen auch nicht nachgehen.
Du ruhst offen in der Gegenwart, lässt alles zu was geschieht. Werde nur gewahr darüber, was an Gedanken und Gefühlen hochkommt.
Das heißt jedoch nicht, dass du dich der Tagträumerei hingibst und deinen Geist ziellos zwischen Erinnerungen und Fantasien herumstreifen lässt.
Nein. Deine Aufmerksamkeit ist bei der objektlosen Meditation auf nichts Besonderes gerichtet. Du bist nur gewahr über das, was im Hier und Jetzt geschieht.
Deine Achtsamkeit ist nicht auf ein bestimmtes Objekt gerichtet, sondern du lässt den Geist in seiner natürlichen Klarheit ruhen, von Gefühlen und Gedanken völlig unberührt.
Die natürliche Klarheit des Geistes ist immer vorhanden, jedoch meistens von Emotionen und Gedanken verdeckt. Wie der Himmel, der von Wolken und Nebel verdeckt ist, aber selbst unverändert bleibt, auch wenn er verborgen ist.
Durch die objektlose Mediation machst du dich vertraut mit dem ruhigen Verweilen des Geistes.
Das Beste daran ist: Du brauchst weder deine Gedanken und Gefühle beobachten, noch musst du versuchen sie abzublocken.
Stattdessen ruhst du im Gewahrsein deines Geistes, der seinen Tätigkeiten nachgeht.
Du siehst nur zu, was dir an Gedanken, Empfindungen und Emotionen durch das Gewahrsein zieht – du wirst staunen, wie viel das ist 🙂
Von der Theorie zur Praxis
Die Praxis der objektlosen Shamatha Meditation ist einfach.
Du nimmst entweder eine Meditations-Haltung ein oder falls das nicht möglich ist, weil du mit dem Auto oder zu Fuß unterwegs bist, richte dein Rückgrat gerade auf und halte den Körper ausbalanciert und entspannt.
Und dann lässt du deinen Geist sich entspannen. Entspannen im Zustand des reinen Gewahrseins der Gegenwart, dem Hier und Jetzt.
Da dein Geist für diese Übung nicht trainiert ist, fängt er sofort an zu wandern. Gedanken, Empfindungen und Emotionen werden dir durch den Kopf gehen.
Das ist normal und zu erwarten. Mit regelmäßiger Praxis wird dein Geist jedoch auf das ruhige Verweilen in der Gegenwart geschult und besser.
Ähnlich wie bei einem Training zum Muskelaufbau: Du fängst mit leichten Gewichten an, und je stärker der Muskel durch regelmäßiges Training wird, desto schwerere Gewichte kannst du stemmen.
Mache dir also keine Gedanken, wenn du anfangs nur ein paar Sekunden ruhig in der Gegenwart verweilen kannst, bevor unweigerlich Gedanken und Gefühle auftauchen.
Dabei gilt grundsätzlich, dass du den Gedanken und Gefühlen nicht nachjagst.
Du wirst dir nur all der Dinge gewahr, die durch dein Gewahrsein ziehen, ohne dich darauf zu fokussieren oder versuchen zu unterdrücken.
Sieh nur zu, was kommt und geht. Wie die Wolken am Himmel, die auftauchen und wieder verschwinden.
Fängst du jedoch an, einem Gedanken nachzugehen, verlierst du den Kontakt zum Jetzt.
Dann verlierst du dich in Gedanken und stellst dir alle möglichen Fantasien und Erinnerungen vor, die oft mit der Wirklichkeit des jetzigen Moments nichts zu tun haben.
Und je leichter du dich in Gedanken verlierst, desto leichter entfernst du dich von der Offenheit des gegenwärtigen Moments.
Was ist das Ziel der objektlosen Shamatha-Meditation?
Das Ziel ist, die Gewohnheit des Geistes, unstetig umherzuschweifen, zu durchbrechen. Das passiert langsam und allmählich.
Aber mit der Zeit ist der Geist geschult, im Zustand des gegenwärtigen Gewahrseins zu verweilen – offen für alle Möglichkeiten des jetzigen Moments.
Bitte ärgere dich nicht, wenn du dich erwischt, dass du in deinen Gedanken vom gegenwärtigen Augenblick abwanderst.
Allein, dass du bemerkt hast, wie du dich gedanklich in Vergangenheit oder Zukunft verlierst, reicht aus, dich in den gegenwärtigen Moment zurückzubringen.
Beim Üben ist entscheidend, dass du mit fester Absicht meditierst.
Bitte geh es langsam an. Stecke dein Ziel nicht zu hoch, indem du krampfhaft 20 Minuten meditierst, nur weil du es dir vorgenommen hast.
Meditierst du zu lang, würde das den Geist nur noch mehr aufwühlen und schwer zu kontrollieren.
Besser ist, du fängst mit einer halben oder einer Minute an. Am Anfang ist das die effektivste Art, den Geist, täglich viele Male für ganz kurze Phasen, ruhig Verweilen zu lassen.
Es könnte sonst passieren, dass du enttäuscht von deinen Fortschritten bist und schließlich aufgibst – was schade wäre, denn du warst auf dem richtigen Weg.
Darum nutze die wenigen Sekunden oder Minuten, in denen du mit fester Absicht bereit bist zu sehen, was in deinem Geist vorgeht, statt dich in Fantasien und Träumereien zu verlieren.
Der Punkt ist, eine Gewohnheit zu entwickeln.
Wenn du immer wieder in kleinen Schritten übst, den Geist ruhig verweilen zu lassen, stellst du bald fest, dass du dich von den geistigen und gefühlsmäßigen Beschränkungen befreist, die die Quelle für Ärger, Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und Erschöpfung ist.
Dafür wirst du eine andere Quelle in dir entdecken. Eine Quelle, des inneren Friedens und Mitgefühls, der Weisheit und Klarheit.
Letzte Aktualisierung am 12.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API