Meditation – oft belächelt und falsch verstanden.
Die einen halten Meditation für dummes Zeug. Als ein Versuch, der Realität des Lebens zu entfliehen; wie eine Statue dazusitzen, sich Träumereien hinzugeben oder in Zustände von Trance zu versetzen.
Andere interessieren sich für Meditation, um besondere Kräfte und Eigenschaften zu entwickeln, die ihnen ein Gefühl der Macht oder Besonderheit gegenüber anderen Menschen geben sollen, wie beispielsweise das »dritte Auge«.
Diese Arten der Meditation haben nichts mit der buddhistischen Meditation gemeinsam. Auch Buddha kannte diese Formen der Meditation, aber er fand keine Erfüllung darin, weil die Zustände der Versenkung oder Träumereien nicht ewig andauern, vergänglich sind.
Buddha lehrte die buddhistische Meditation. Sie zeigt einen Weg zu geistiger Gesundheit, Ruhe und Ausgeglichenheit.
Der Ausdruck »bhavana« bedeutet: entwickeln, entfalten, pflegen und üben – die Übung und Entwicklung des Geistes.
Das Wort »Meditation« – von lateinisch meditatio, zu meditari nachdenken, nachsinnen, überlegen – ist leider nur ein kümmerlicher Ersatz für »bhavana«.
»Bhavana« ist im buddhistischen Sinn eine Geistes-Entwicklung. Sie reinigt den Geist von unreinen und störenden Einflüssen wie Begehren, Wut, Hass, Angst, Zweifel, Sorgen, Trägheit, Faulheit, Unruhe und ähnliche negative Gefühle, Gedanken und Vorstellungen.
Dagegen entfaltet, übt und vollendet »bhavana«: Achtsamkeit, Konzentration, Ausdauer, Willenskraft, Urteilskraft, Freude, innere Ruhe, so wie die Fähigkeit, die Dinge so zu erkennen, wie sie wirklich sind.
Diese Form der Meditation ist bekannt als vipassana: »Einsicht« in das Wesen der Dinge. Sie ist eine rein analytische Methode und beruht auf Achtsamkeit, Bewusstheit und Beobachtung.
Vipassana führt letztendlich zur höchsten Weisheit und zur absoluten Wahrheit: »Nirvana«.
Vier Grundlagen der Achtsamkeit
Die buddhistische Meditation enthält vier Bereiche:
1. Körper
2. Gefühle
3. Geisteszustände
4. Geistesobjekte
Körper
Das achtsame Beobachten des eigenen Atems ist wohl die bekannteste Art der Meditation, die sich auf den Körper bezieht.
Dabei kannst du entweder auf einem Stuhl sitzen oder auch mit gekreuzten Beinen auf dem Sofa, Bett, Boden oder wo es dir bequem erscheint.
Wichtig bei dieser Übung: den Rücken gerade aufrichten und nicht anlehnen. Die Hände können bequem in den Schoss oder auf die Knie gelegt werden.
Die Augen sind entweder geschlossen oder offen – mit geschlossenen Augen ist es am Anfang aber leichter.
Atme ganz normal ein und aus. Achte nun bewusst auf den Atem.
Du verfolgst den Atem entweder im Bauchbereich: fühlst, wie sich die Bauchdecke beim Einatmen ausdehnt und beim Ausatmen zusammenzieht.
Oder du konzentrierst dich auf die Nasenspitze und spürst dort den Luftstrom beim Ein- und Ausatmen.
Manchmal atmest du lang ein und aus; manchmal atmest du kurz ein und aus – das ist egal. Wichtig ist: Dir muss bewusst sein, dass du lang oder kurz ein- und ausatmest.
Solange du der kurzen und langen Atemzüge voll bewusst bist, ist der Geist auf den Atem konzentriert. Vergesse die dich umgebene Welt; konzentriere dich voll auf den Atem.
Versuche nun, dich für fünf bis zehn Minuten, bewusst auf den Atem zu konzentrieren.
Du wirst feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Dem Geist wird nämlich schnell langweilig und schweift vom Atem ab.
Du fängst an, über andere Dinge nachzudenken oder wirst durch die Geräusche des Alltags abgelenkt.
Bitte sei darüber nicht verärgert oder enttäuscht.
Wenn du merkst, dass du abgelenkt oder in Gedanken versunken bist, richte deine Konzentration einfach wieder sanft auf den Atem.
Übe täglich morgens und abends fünf bis zehn Minuten. Du wirst feststellen, dass es dir immer leichter fällt, dich auf den Atem zu konzentrieren und der Geist nach und nach immer ruhiger wird.
Irgendwann hast du einen kurzen Moment, wo der Geist so auf den Atem vertieft ist, dass du die Außenwelt und die Geräusche nicht mehr hörst.
Dieser kurze Augenblick ist voller Ruhe, Freude und Glück. Aber noch kannst du diesen Moment nicht lange halten, weil der Geist sich schnell wieder anderen Dingen zuwendet.
Wenn du jedoch fleißig übst, kannst du solche Momente immer wieder erleben und immer länger in ihnen verweilen. Du verlierst dich dann völlig in der Achtsamkeit auf deinen Atem.
Solange du die Achtsamkeit auf den Atem bewusst aufrecht erhalten kannst, kannst du dich nie auf etwas anderes konzentrieren.
Diese einfache Meditation der »Achtsamkeit auf den Atem« entwickelt eine starke Konzentration oder Sammlung, die zum tieferen Verständnis in das Wesen der Dinge erforderlich ist.
Eine weitere wichtige Art der Meditation ist: Achte im täglichen Leben bewusst auf alles, was du tust.
Wenn du arbeitest, konzentriere dich voll auf die Arbeit; wenn du sprichst, sei dir bewusst was du sagst; wenn du stehst, liegst, sitzt, gehst, die Zähne putzt, isst oder trinkst: Sei dir der gegenwärtigen Tätigkeit immer voll bewusst; lebe ganz in der Handlung, die du gerade ausführst.
Das bedeutet nicht, dass du ständig denken sollst: »Ich esse«, »Ich gehe« oder »Ich putze Zähne«. Nein. Denn sobald du das tust wirst du »selbst-bewusst« und lebst in der Illusion von »Ich bin«. Du bist dann nicht mehr achtsam und bewusst in dem, was du gerade tust.
Versuche, dein »Selbst« zu verlieren und dich völlig in der gegenwärtigen Tätigkeit zu vergessen.
Gewöhnlich lebt der Mensch nicht im gegenwärtigen Augenblick, im »Jetzt«. Obwohl jeder den Eindruck macht, was zu tun zu haben, sind die Gedanken ganz woanders: Sie spekulieren über Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft; sorgen sich über eingebildete Probleme; versinken in Erinnerungen; bereuen die Vergangenheit.
Keiner gibt sich bewusst der gegenwärtigen Arbeit oder Handlung hin. Deshalb sind die Menschen unzufrieden und unglücklich mit dem gegenwärtigen Moment.
Keiner genießt die Freude, das Glück des gegenwärtigen Augenblicks: dem »Jetzt«. Dabei ist das »Jetzt« der einzige Augenblick, in dem dein Leben wirklich stattfindet.
Die Erinnerungen an die Vergangenheit sind tot; die Wünsche und Sorgen der Zukunft noch nicht da. Nur im jetzigen Augenblick lebst du das wirkliche Leben und bist am glücklichsten.
Gefühle
Du hast Gefühle und Empfindungen. Sie sind entweder angenehm, unangenehm oder neutral.
Stell dir vor, du hast ein trauriges Gefühl. Du bist bedrückt; hängst düsteren Gedanken nach. Oftmals weißt du gar nicht, warum du ein unangenehmes Gefühl hast.
Du musst nun erst mal lernen, über unangenehme Gefühle nicht unglücklich zu sein und dich über Sorgen nicht zu beunruhigen.
Versuche vielmehr zu erforschen, woher dieses Gefühl kommt, wie es entsteht, was seine Ursache ist, wie es sich wieder auflöst und verschwindet.
Tu so, als wenn du das Gefühl von außen betrachtest und wissenschaftlich untersuchst.
Wichtig ist, das Gefühl nicht als »mein Gefühl« zu benennen, weil du dann wieder der falschen Vorstellung eines »Ich« verfällst. Betrachte es also als »ein Gefühl« und vergesse die Illusion eines »Ich«.
Beobachte alle deine Gefühle und Empfindungen auf diese Weise. Dadurch wird der Geist schließlich frei und unbefangen gegenüber allen Gefühlen.
Geisteszustände
Sei stets der achtsame Beobachter deines Geistes. Erkenne, wenn der Geist zornig, selbstsüchtig, leidenschaftlich erregt, eifersüchtig ist, wenn er richtig oder falsch versteht, wenn er mitfühlend und liebevoll ist, wenn er …
Es geht nicht darum, die Zustände des Geistes zu bewerten, zu kritisieren oder zu unterscheiden was gut und böse ist. Es geht nur um das Beobachten der Geisteszustände – mehr nicht.
Beobachte achtsam und untersuche, warum der Geist sich gerade in dem oder dem Zustand befindet. Versuche, die Ursache zu erkennen.
Dann wird – wie bei den Gefühlen – der Geist unbefangen und frei davon. Du siehst die Dinge dann so, wie sie wirklich sind.
Geistesobjekte
Eine andere Form der Meditation ist über spirituelle, moralische oder intellektuelle Objekte nachzudenken, zu studieren oder sich darüber zu unterhalten.
Die Artikel dieser Website zu lesen und tief über den Inhalt nachzudenken, ist beispielsweise eine Art dieser Meditation.
Du kannst auch über die fünf Hemmungen nachdenken, die im Buddhismus als Blockade für jeden inneren Fortschritt und klarem Verstehen gelten:
1. Ärger, Hass oder Groll
2. sinnliche Begierde
3. Zweifel
4. Stumpfheit und Trägheit
5. Aufgeregtheit und Gewissensunruhe
Wenn dich diese fünf Hemmungen überwältigen und du dich nicht davon befreien kannst, kannst du zwischen gut und böse, recht und unrecht nicht mehr unterscheiden.
Oder du meditierst über die vier erhabenen Verweilungs-Zustände:
1. Mitleid mit allen Lebewesen, die Not und Unglück erleiden
2. Freude am Glück und Erfolg anderer
3. unbegrenzte Liebe für alle Lebewesen zu empfinden
4. Gleichmut in allen Lebenslagen
Es gibt noch viel mehr Objekte der Meditation. Dies war nur eine kurze Einführung in die unterschiedlichen Formen der buddhistischen Meditation.
Und was ist deine bevorzugte Art der Meditation?
Letzte Aktualisierung am 7.11.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API