Viele Menschen glauben zu wissen, was falsch in dieser Welt ist.
Und dabei liegen sie selbst alle falsch.
Ernsthaft – fast jede politische oder religiöse Gruppe, jede eigensinnige Person, jede veröffentlichte Stellungnahme, versucht, uns zu erklären, was angeblich falsch in dieser Welt ist.
Die einen sagen: Der Staat ist zur Sozialfürsorge geworden. Es wird zu viel an die Armen gegeben.
Die anderen sagen: Die Firmen und Industrie werden zu großzügig unterstützt – wo ich voll zustimme. Milliarden werden an öffentliche Unternehmen gezahlt, während die Armen und Kranken zum Leben viel zu wenig haben.
Wieder andere glauben, die Abtreibungen sind das Problem oder die sinkende Moral.
Dann gibt es Menschen, die den Ungläubigen und Untreuen die Schuld geben, dass die Welt so schlecht ist.
Aber es gibt noch jede Menge anderer Dinge, die angeblich falsch in der Welt sind.
Diese Dinge sind abhängig von der jeweiligen Gruppe: Medien, Jugend, Rentner, Umweltschützer, Kriminelle, Farbige, Weiße, Schwule und Lesben, Radikale, faule Menschen, böse Menschen, … die Liste könnte wohl ewig fortgeführt werden.
Und was ist – meiner Meinung nach – wirklich falsch mit dieser Welt?
Nichts. Absolut gar nichts.
Die übliche Weltansicht
In der üblichen Weltanschauung scheint die Welt nur durcheinander zu sein. Ein paar Dinge sind falsch. Und wenn wir diese Dinge ändern könnten, wäre die Welt perfekt. Wenn wir die Menschen erziehen könnten; ihnen verständlich machen, was falsch in der Welt ist, könnten sich die Dinge ändern.
Diese Ansicht ist, nach meiner Meinung, die übliche Sicht auf die Welt. Sie stammt von den Wunschbildern, die die meisten Menschen in ihren Köpfen haben, wie die Welt sein sollte.
Die meisten erkennen vielleicht gar nicht, dass sie diese Wunschbilder haben – aber sie sind da.
Und die Welt wird sich nie so ändern, wie es deren Wunschbildern entspricht. Es ist nur ein Wunschbild: ein Bild von Perfektion, welches die Wirklichkeit nicht trifft. Die Wirklichkeit und dieses Wunschbild sind unverträglich.
Was ist falsch daran?
Eigentlich nichts – so sind die meisten Menschen. Daran kann ich nichts ändern – möchte es auch nicht.
Aber es ist interessant, darüber zu diskutieren: Der Unterschied zwischen dem, was die Menschen denken, wie die Welt sein sollte und wie die Welt wirklich ist, kann unzufrieden und unglücklich machen.
Vielleicht möchtest du: Alle Menschen wären tierlieb und Vegetarier. Aber das wird nie so sein. Und darüber bist du wahrscheinlich unglücklich.
Oder du möchtest die Welt so, wie du sie von deiner Kindheit kennst oder wie deine Eltern aufgewachsen sind. Und da die Realität nicht so ist, fühlst du dich unglücklich.
Das gilt für alle unsere Wunschbilder. Hast du ein Wunschbild von einem perfekten Partner, Freund, Eltern oder Arbeitskollegen?
Gut möglich, dass du es hast. Und es ist gut möglich, dass in der Realität die meisten Menschen deinen Wunschvorstellungen nicht entsprechen. Das könnte dazu führen, dass du unzufrieden mit ihnen bist.
Wenn die Wirklichkeit nicht unseren Wunschbildern entspricht, werden wir unglücklich.
Was ist die Alternative?
Okay – wenn du mit deiner Weltanschauung zufrieden bist: ändere sie nicht.
Aber es gibt eine Alternative – wobei ich nicht behaupte, dass sie besser ist.
Es ist die Sicht auf die Welt, die ich versuche: Anstatt Wunschbilder und Ideale zu haben, aufhören, nach Perfektion zu suchen. Die Welt akzeptieren, wie sie ist – sie zu lieben, wie sie ist. Die Menschen zu akzeptieren und zu lieben, wie sie sind.
Das ist nicht leicht, auch wenn es einfach und gewöhnlich klingt. Wenn du es noch nie versucht hast, kann ich nur empfehlen: versuche es.
Denke nicht, dass es einfach wird. Und vielleicht öffnet es dir die Augen über deine vorgefertigten Wunschbilder – von denen du bis jetzt gar nicht wusstest, dass du sie hast.
Wie würde sich die alternative Weltansicht auswirken?
Nun, ich glaube: du wirst glücklicher, wenn auch nur dadurch, dass du die Welt nicht mehr als fehlerhaft und bösen Ort siehst – anfängst, das Gute in der Welt zu sehen.
Das kommt natürlich immer auf den Einzelnen an. Deine Erfahrung, mit dieser Weltansicht, ist vielleicht ganz anders als meine.
Sollen wir aufgeben zu versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen?
Nein. Natürlich nicht. Höre nie auf, Gutes zu tun!
Selbst wenn die Welt schon ein guter Platz ist, findest du Glück und Zufriedenheit, wenn du gute Dinge tust – versuchst, das Leben anderer Menschen zu verbessern.
Was ist mit all dem Leiden und Bösem in der Welt?
Sollen wir das Böse und Leiden akzeptieren und lieben?
Das ist wohl der schwierigste Teil von allem, glaube ich.
Dass Menschen durch Krankheiten sterben. Dass Menschen hungern müssen. Dass es Kriege gibt und dass Menschen ermordet und misshandelt werden.
All das Schlechte in der Welt zu lieben, ist vielleicht unmöglich – du musst es auch nicht lieben, aber es hilft, wenn du versuchst, es wirklich zu verstehen.
Warum ist das passiert?
Was waren die tieferen Gründe?
Wir sind alle menschlich. Und darum sind wir fehlerhaft in vielen Dingen – aber das macht uns menschlich und wunderbar.
Warum ist jemand beispielsweise gewalttätig? Weil dieser Mensch böse ist? Viele Gründe können eine Ursache sein.
Aber wahrscheinlich wurde dieser Mensch irgendwann in seinem Leben selbst verletzt, misshandelt, verlassen oder in einer anderen Weise vernachlässigt.
Dieser Mensch braucht unser Mitgefühl.
Und wenn wir versuchen, diese Person zu verstehen oder den Grund für jede Gewalt in der Welt, dann können wir mit Mitgefühl und Liebe versuchen, das Leiden des anderen zu lindern und die Welt so zu einem besseren Ort machen.
Aber wie ich schon sagte: diese Sicht auf die Welt ist nicht einfach. Dazu braucht es viel Mitgefühl, Verständnis und Geduld. Zudem braucht es die Bereitschaft, das Herz für jeden Menschen in einer Weise zu öffnen, die die übliche Weltansicht nicht bietet.
Jedenfalls denke ich, die Mühe lohnt sich, die alternative Weltansicht zu versuchen.
Ich behaupte nicht, perfekt darin zu sein. Auch ich versage ständig: urteile über andere Menschen und verurteile Dinge, genau wie jeder andere Mensch.
Ertappe ich mich jedoch bei solchen Gedanken und überprüfe noch mal alles gründlich, erkenne ich oft, dass ich voreilig geurteilt und verurteilt habe und nicht wirklich versucht habe, die Dinge zu verstehen.
Wenn ich das umkehre und versuche, Mitgefühl zu entwickeln, spüre ich eine positive Veränderung an mir.
Wie du die Welt liebst, wie sie ist
Okay. Lass uns annehmen: du möchtest die alternative Weltanschauung probieren. Du möchtest die Menschen lieben; du möchtest die ganze Welt lieben, wie sie ist, und nicht, wie du sie gerne hättest. Wie kannst du das umsetzen?
6 Dinge, die ich empfehle zu tun:
1) Hör auf, nach Perfektion und Wunschbilder zu suchen
Erkenne: du hast Wunschbilder in deinem Kopf. Erkenne: sie sind möglicherweise unverträglich mit der realen Welt.
Das könnte eine Wunschvorstellung von einer Person sein oder darüber, wie die Dinge sein sollten.
Die Welt und die Menschen sind nicht perfekt. Hör auf, nach Perfektion zu suchen – erkenne: sie ist schon da.
2) Beobachte
Anstatt deine Wunschbilder im Kopf zu betrachten, sieh was wirklich da ist. Wie ist die Welt wirklich? Wie sind die Menschen wirklich?
Der einzige Weg, um das herauszufinden, ist: beobachten. Höre den Leuten zu. Betrachte die Welt um dich herum. Erkenne die Fakten und erfasse die Gegebenheiten der Realität.
3) Verstehe
Jetzt, wo du Daten und Fakten über die Wirklichkeit hast, fang an, Fragen zu stellen:
- Warum sind die Menschen so, wie sie sind?
- Warum hat jemand dies oder das getan?
- Warum gibt es wirklich dieses Problem?
Gib dich nicht mit den ersten Antworten zufrieden, die dir in den Kopf kommen. Grabe tiefer und tiefer, bis du etwas wirklich verstehst. Versuche, zu verstehen, bevor du urteilst – in allen Situationen.
Dafür benötigst du manchmal etwas Vorstellungskraft – solange du nicht selbst die Dinge untersuchst, kannst du die Wurzel von etwas nicht erkennen.
Aber stattdessen kannst du versuchen dir vorzustellen, warum eine Person so geworden ist, wie sie ist. Oder warum eine Situation so ist, wie sie ist.
4) Akzeptiere
Hast du angefangen zu beobachten und fängst zu verstehen an, akzeptiere, dass dies die Art ist, wie die Welt ist. Dies die Art ist, wie die Menschen sind.
Die Welt ist nicht da, um jedes Wunschbild zu befriedigen. Die Welt ist, wie sie ist.
Und obwohl sich die Welt ständig ändert, wird sie sich vermutlich nie so ändern, wie es deinen Wunschbildern entspricht.
Und auch die Menschen werden sich nicht deinen Idealen entsprechend ändern – sie sind, wie sie sind.
Akzeptiere das als Tatsache.
5) Liebe und Mitgefühl
Sobald du Menschen und Dinge so akzeptierst, wie sie sind, versuche, in deinem Herz, sie so zu lieben, wie sie sind.
Versuche auf diese Art, das Gute in allem und jedem zu sehen. Und wenn du wirklich versuchst, zu sehen und zu verstehen, findest du Gutes in allem.
Siehst du schlechte Dinge in dieser Welt: verstehe, das kommt vom Leiden. Habe Mitgefühl und versuche, das Leiden zu beenden.
6) Genieße das Leben
Die Welt ist ein wunderbarer Ort, sobald du akzeptiert hast, wie sie ist; sie liebst, so wie sie ist.
Menschen sind wundervolle Geschöpfe: voll von Leben, einzigartig, kreativ – aber auch fehlerhaft und unordentlich.
Akzeptiere es. Verstehe es. Liebe es.
Genieße das Geschenk, das dir gegeben wurde: dein Leben. Und es ist perfekt, so wie es ist.
- Dahlke, Ulf (Autor)
Letzte Aktualisierung am 10.09.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API