Achtsam leben. Endlich wach sein.
Raus aus dem Traumzustand, in dem wir uns meistens befinden:
- gefangen in Gedanken über Vergangenheit und Zukunft, Ehre, Status, Eitelkeit, Egoismus, Neid, Eifersucht …
- verloren in Smartphone und soziale Medien
- den Geist überall zu haben, nur nicht im gegenwärtigen Moment.
Schaffst du es jedoch, aus diesem Zustand zu erwachen, dann lebst du das echte Leben: Ein waches, achtsames und bewusstes Leben im »Jetzt«.
Wach sein bedeutet: Dir wird bewusst, was in dir vorgeht und wie es geschieht.
Und so kannst du bewusster entscheiden, statt wie üblich auf deine Impulse zu reagieren.
Leider vergessen wir schnell, wach und achtsam zu sein. Wir vergessen es wieder und wieder.
Das ist okay.
Achtsamkeit lernen ist ein Prozess von Vergessen und Erinnern. Und dieser Prozess wiederholt sich ständig – wie das Atmen ein Prozess von Einatmen und Ausatmen ist, der sich ständig wiederholt.
Achtsam zu leben ist nicht nur Meditation oder auf die Gefühle im jetzigen Moment zu achten.
Nein.
Ein achtsames Leben besteht aus einem Satz an Werkzeugen, die sich ähnlich sind und sich auf verschiedene Wege dem gleichen Ziel nähern. Dabei ist jedes Werkzeug in seiner Weise hilfreich und nützlich.
Die Werkzeuge für ein achtsames Leben
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig. Es ist eher eine Sammlung an Dingen, die ich gelernt habe und immer noch übe.
1) Meditation
Meditation ist ein mächtiges Werkzeug und der erste Schritt in ein achtsames Leben.
Meditation ist nicht kompliziert und braucht nicht viel Zeit. Am Anfang genügt sogar nur eine Minute am Tag, in der du deine Aufmerksamkeit auf den Körper und dann auf den Atem richtest.
Erkenne, wenn dein Geist wandert, wenn Gedanken dich vom Atem wegziehen. Erkenne es und bringe die Aufmerksamkeit wieder sanft auf den Atem zurück.
Wiederhole dies, bis die Minute um ist. Nach einer Woche kannst du auf 3 – 5 Minuten erhöhen.
2) Sei wachsam
Durch Meditation lernst du, wachsam zu sein; aufzuwachen aus dem Traumzustand, in dem du dich in Gedanken verstrickst, in der Online-Welt verloren gehst, über die Vergangenheit grübelst, dich vor der Zukunft fürchtest …
Du lernst, wachsam gegenüber dem zu sein, was im gegenwärtigen Moment passiert.
Wachsam sein ist etwas, was du jederzeit sein kannst – wenn du dich daran erinnerst, wachsam zu sein. Der Trick ist, dich immer wieder daran zu erinnern.
3) Beobachte Bedürfnisse
Dieses Werkzeug war für mich das nützlichste, als ich vor vielen Jahren das Rauchen aufgab.
Ich lernte, meine Gier nach Zigaretten zu beobachten. Das Verlangen kam, wurde stärker, wieder schwächer und ging vorbei, ohne dass ich darauf reagierte.
Das lehrte mich, dass ich nicht meine Bedürfnisse bin, und dass ich auf meine Bedürfnisse nicht reagieren muss.
Diese Erkenntnis half mir, auch meine anderen Gewohnheiten zu ändern.
Beobachte dein Bedürfnis nach etwas Süßem, Alkohol, Zigaretten, Fernsehen, E-Mail oder Soziale Medien, Ablenkung, etwas aufzuschieben …
Diese Bedürfnisse kommen und gehen, aber du brauchst nicht auf sie reagieren.
4) Beobachte Wunschvorstellungen
Wir alle haben Wunschvorstellungen. Permanent.
Wir wünschen uns den perfekten Tag und dass alle Menschen freundlich und respektvoll zu uns sind.
Wir wünschen uns, dass wir perfekt sind und nie an etwas scheitern. Oder wünschen uns, wie jemand anderer zu sein, oder wünschen uns …
Diese Wunschbilder sind aber nur eine Fantasie und werden niemals real. Wir wissen das auch irgendwo, aber trotzdem haben wir sie.
Und diese Wunschbilder verursachen Stress, Angst und Trauer über etwas, was wir verloren haben.
Doch wenn wir diese Fantasien loslassen, können wir unser Leiden loslassen.
5) Akzeptiere Menschen & Leben, wie sie sind
Du kannst andere Menschen nicht ändern. Wenn du das erkennst und es nicht mehr versuchst, bist du fähig, die anderen so zu akzeptieren, wie sie sind – und kannst das Zusammensein mit ihnen mehr genießen.
Und wenn du fähig bist, andere Menschen zu akzeptieren, kannst du auch unangenehme Gefühle akzeptieren, schlechte Situationen oder störende Geräusche.
Nimm die Dinge hin, wie sie sind. Kämpfe nicht gegen sie. Dafür wirst du belohnt mit Gelassenheit und inneren Frieden.
6) Lass Erwartungen los
Das ist zwar das Gleiche wie die beiden vorigen Punkte, aber trotzdem wichtig.
Beobachte deine Erwartungen für kommende Situationen, Projekte oder einem neuen Geschäft.
Erkenne, dass sie nicht real sind, sondern Fantasien, die Stress und Frust auslösen.
Durch Erwartungen verursachst du deinen eigenen Schmerz. Darum erleichtere dich davon. Lass die Erwartungen los, die den Schmerz auslösen.
7) Gewöhne dich an Unbehagen
Die Angst vor Unbehagen ist groß. Und darum stecken die Menschen in ihren Gewohnheiten fest.
Die Angst lässt sie in Jobs stecken, die sie nicht mögen; hindert sie zum Beispiel daran, ihr eigenes Geschäft zu starten.
Der Mensch haftet an Dingen, die er kennt und bequem sind, statt Unbekanntes und Unbequemes zu probieren.
Darum treiben viele Menschen keinen Sport, essen Junk Food statt Gemüse, oder fangen nichts Neues an.
Doch du kannst lernen, mit Unbehagen umzugehen.
Fang mit Dingen an, die für dich nur etwas unbehaglich sind. Kannst du damit umgehen, mach mit anderen unbequemen Dingen weiter. So dehnst du deine Komfortzone schrittweise aus.
8) Beobachte deine Widerstände
Wenn du versuchst etwas aufzugeben, was du magst oder woran du gewohnt bist, oder etwas Unbequemes tun musst, dann spürst du einen Widerstand oder Abneigung dagegen.
Gewöhnlich gibst du dem Widerstand nach und lässt alles so wie es ist. Richtig? 😉
Doch es gibt einen besseren Weg: Beobachte den Widerstand. Sei neugierig, wie er funktioniert.
Beobachte deine Abneigung bei Dingen – zum Beispiel ein nervendes Geräusch, das deine Konzentration stört. Das Geräusch ist aber nicht das Problem, es ist dein Widerstand dagegen.
Das Gleiche ist bei unserer Abneigung gegen Essen, das wir nicht mögen, oder das Wetter zu heiß oder zu kalt ist … Auch hier ist das Problem nicht das Essen, Hitze oder Kälte, sondern unser Widerstand dagegen.
Beobachte diese Widerstände und fühle, wie sie sich auflösen.
9) Sei neugierig
Wir glauben zu wissen, wie die Menschen sind und die Dinge sein sollen – aber auch das ist nur eine Fantasie.
Stattdessen: Sei neugierig. Finde heraus. Experimentiere.
Lass los, was du glaubst zu wissen.
Du möchtest ein neues Geschäft oder Projekt starten? Wenn du die Angst zu versagen spürst, denke nicht „Scheiße, ich werde scheitern“ oder „Ich weiß nicht, wie das ausgeht“, sondern versuche zu denken „Okay, ich bin gespannt was passiert. Lass es uns herausfinden.“
Mit dieser Einstellung gibt es die Angst zu versagen nicht mehr. Es gibt nur Neugierde herauszufinden was passiert.
Auf diese Weise lernst du an Dinge heranzugehen, die dir unbekannt sind – und okay damit zu sein.
10) Lass die Kontrolle los
Oft sind wir davon überzeugt, die Dinge zu kontrollieren.
Wir sind zum Beispiel besessen davon, gesetzte Ziele unbedingt erreichen zu müssen. Wir sind besessen von Organisation und Produktivität.
Leider ist das alles nur eine Illusion. Und diese Illusion, dass wir das Leben kontrollieren können, ist tief in uns verwurzelt.
Doch leider lässt sich das Leben nicht kontrollieren und steuern. Und gerade wenn wir glauben, alles unter Kontrolle zu haben, passiert etwas Unerwartetes, was unsere angebliche Kontrolle stört und alles durchbricht.
Und dann sind wir frustriert. Enttäuscht vom Leben, weil die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns in unserer Fantasie vorgestellt haben.
Lass stattdessen die Kontrolle los. Lerne, im Fluss des Lebens zu bleiben.
11) Sei dankbar
Wir nörgeln, schimpfen und jammern über dies und jenes. Aber das Leben ist ein Wunder.
Darum versuche in allem was du tust, etwas zu finden, worüber du dankbar bist.
Sei dankbar, wenn du eine neue Gewohnheit anfängst – Meditation oder Yoga zum Beispiel. Sei dankbar und du wirst länger bei der Gewohnheit bleiben.
Sei dankbar, wenn du mit anderen Menschen zusammen bist, und du wirst glücklicher mit ihnen.
Das Leben ist wunderbar, wenn du lernst dankbar zu sein.
12) Sei mitfühlend
Mitgefühl ist wichtig. Hört sich vielleicht kitschig an, ist aber so.
Mitgefühl für andere kann die Art und Weise ändern, wie du über die Welt denkst. Und Mitgefühl für dich selbst, ändert dein Leben.
An diese beiden Dinge musst du dich erinnern – obwohl: Achtsam zu leben, ist auch, sich zu erinnern, mitfühlend zu sein, nachdem du es vergessen hast.
Die Übungen in der Praxis
Okay – ich weiß, das sieht nach viel Arbeit aus 🙂 Allerhand Zeug zum Durchdenken und Erinnern.
Oft wirst du all diese Dinge vergessen – so wie ich auch.
Aber dann erinnere ich mich wieder, lerne, übe weiter … und vergesse es wieder. Und so wiederholt sich der Prozess.
Achtsamkeit zu lernen, ist ein Prozess von Vergessen und Erinnern – wieder und wieder.
Und es ist es wert, sich wieder und wieder daran zu erinnern.
- Dahlke, Ulf (Autor)
Letzte Aktualisierung am 14.01.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API