Das Leben besteht aus Veränderungen. Meist sind sie so gering, dass wir sie kaum wahrnehmen.
Doch es gibt immer wieder Zeiten, in denen wir mitten in einer Reihe von massiven Veränderungen stecken.
Das kann extrem stressig und angstauslösend sein. So kann sich eine Zeit der Veränderungen in eine Zeit von Kummer und Elend wandeln.
Wir alle erleben Zeiten massiver Veränderungen: Das kann der Tod eines geliebten Menschen sein, Verlust oder Wechsel des Arbeitsplatzes, Umzug in eine andere Stadt, Probleme in der Beziehung, politisches Chaos und andere Arten der Veränderung, die deine Zeit und Aufmerksamkeit fordern.
Diese Zeiten können sehr belastend sein.
Aber was wäre, wenn wir mit jeder Art von Veränderung gut umgehen könnten?
Es würde uns in Zeiten des Wandels öffnen, sodass Zeiten der Veränderung Zeiten der Vertiefung, des Wachstums und sogar der Freude sein können.
Tatsache ist: Eigentlich befinden wir uns immer in Zeiten des Wandels. Es kommt nur darauf an, wie wir darauf reagieren.
Wie der Geist normalerweise auf Veränderungen reagiert
Stell dir vor, dein ganzes Leben würde sich über Nacht auf den Kopf stellen: ein Sturm zerstört dein Haus, du verlierst deinen Job, und du findest niemanden, den du kennst oder liebst. Du besitzt nichts mehr und hast keine Möglichkeit zu kommunizieren.
Wie würde dein Geist reagieren?
Dein Geist würde mit gewohnten Mustern reagieren, die sich seit der Kindheit gebildet haben.
Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie der Geist auf massive Veränderungen reagieren könnte:
- Dein Geist beschwert sich – er mag keine Veränderungen, die er nicht gewählt hat. Er ist unglücklich über die Veränderung und fragt: „Warum ich?“
- Dein Geist ist wütend auf andere – er beschuldigt und beschimpft sie. Er fragt: „Warum sind sie so?“ Und das schafft Abstand zwischen dir und ihnen.
- Dein Geist sucht nach Trost – eine Rückkehr zu dem, was du kennst, was du magst, was du immer getan hast. Bist du zum Beispiel obdachlos geworden, könntest du eine Pizza essen oder ein paar Bier trinken, nur um sich selbst zu trösten. Und tatsächlich trösten wir uns ständig, um mit Veränderungen und Stress umzugehen: Junk Food essen, Shopping, Telefonieren, Soziale Medien, Fernsehen oder Youtube, Sex usw.
- Dein Geist versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Das ist nicht immer schlecht. Jedoch ist das ständige Streben nach Kontrolle nicht hilfreich. Es ist sogar extrem stressig, ständig zu versuchen, das Unkontrollierbare zu kontrollieren.
- Es gibt aber auch hilfreiche Möglichkeiten, mit Veränderungen umzugehen: mit guten Freunden sprechen, meditieren, Sport treiben, Tee trinken, ein heißes Bad oder eine Massage genießen usw. Dies sind normalerweise Gewohnheiten, die der Mensch geschaffen hat. Durch sie versucht der Mensch auf eine gesündere Art, auf Veränderungen zu reagieren. Es gibt jedoch viele Situationen, in denen diese Möglichkeiten nicht verfügbar sind: Wenn dich zum Beispiel ein Sturm obdachlos macht.
Was ich dir jedoch zeigen möchte, ist eine andere Art mit Veränderungen umzugehen.
Du trainierst den Geist, sich für chaotische Erfahrungen zu öffnen. Das wird dir in jeder Situation helfen und Stress reduzieren.
Und es wird dir inmitten von massiven Veränderungen helfen, Freude und Dankbarkeit zu finden.
Wie du den Geist veränderst
Was können wir, außer darüber sprechen oder ein heißes Bad nehmen, also noch tun, um mit Veränderungen umzugehen?
Es beginnt mit folgender Vorstellung: Abneigung gegen Veränderungen, Stress gegenüber Veränderungen und Widerstand gegen Veränderungen finden alle in unserem Kopf statt.
Die gute Nachricht dabei ist: Wenn es in unserem Kopf ist, können wir damit arbeiten. Wir können Dinge loslassen, Dinge ändern und uns den Dingen öffnen.
Und warum können wir das? Weil unser Geist trainierbar und anpassungsfähig ist.
Die schlechte Nachricht ist: Oft sehen wir die Dinge nicht, die unser Geist tut. Wir sehen die Dinge nicht, die unsere Schwierigkeiten verursachen – und machen deshalb die äußeren Umstände dafür verantwortlich.
Doch mit dem folgenden Training lernst du, diese Dinge zu sehen. Du lernst, auf Veränderungen und Stress anders zu reagieren.
Es geht los:
1) Erkenne, wenn du dich gestresst fühlst oder Widerstand gegen Veränderungen spürst
In der Regel reagierst du dann so oder ähnlich, wie schon weiter oben erwähnt wurde. Mit etwas Übung wird es dir nicht schwerfallen, das zu erkennen.
2) Lass dich in die pure Erfahrung des Moments fallen
Es sind deine Gedanken über die Situation oder andere, die Stress in dir auslösen. Es sind deine Gedanken, die Widerstand gegen Veränderung leisten.
Die Gedanken sind die Ursache, nicht die Situation.
Die Situation besteht einfach. Es ist nicht schlimm. Verstrickst du dich jedoch in negative Gedanken darüber, leidest du.
Darum lass dich in die pure Erfahrung des gegenwärtigen Moments fallen.
Um das zu tun, richte deine Aufmerksamkeit auf das, was gerade in deinem Körper passiert:
- Was empfindest du?
- Wie fühlt sich das Gefühl von Stress in deinem Körper an?
Urteile nicht über deine Gefühle. Verstricke dich auch nicht in Gedanken über den Stress.
Nimm auch die Empfindungen deiner Umgebung wahr:
- Welche Geräusche hörst du?
- Was riechst du?
- Achte auf das Licht, Farben, Formen und Texturen.
- Achte auf das Gefühl deiner Kleidung auf dem Körper oder von Luft auf deiner Haut.
Versinkt dein rastloser Geist in Gedanken, kehre wieder zurück zu den Empfindungen, die du in deiner Umgebung wahrnimmst.
3) Öffne dich für die weite Natur dieses Moments – der Realität
Du bist jetzt in der Gegenwart. Erkenne die grenzenlose Weite des gegenwärtigen Moments.
Der gegenwärtige Moment ist nicht nur auf die enge Welt deiner Gedanken beschränkt – Gedanken, die dich auf einen kleinen Raum beschränken.
Dieser Moment ist tatsächlich in alle Richtungen grenzenlos. Alles was du bemerkst, kannst du benennen: Tisch, Stuhl, Bett, Hund, Baum …
Oder du stellst fest, dass es sich dabei nur um ein großes Energiefeld handelt. Ein riesiger Ozean der Empfindungen. Ein Ozean von Materie und Bewegung, mit keiner Trennung zwischen ihnen.
Kannst du diese weit offene Natur der Realität wahrnehmen, die nicht an Ideen, Etiketten oder Gedanken gebunden ist, kannst du deinen Geist so weit wie den Himmel öffnen.
Mach dir keine Sorgen, wenn dieser Teil anfangs schwierig ist. Je mehr du übst, umso besser gelingt es dir.
4) Entspanne dich in die Schönheit des wechselnden Moments
Von dem weit offenen Ort des gegenwärtigen Moments aus, kannst du deinen widerstrebenden Geist entspannen – und einfach in den sich ständig verändernden Moment entspannen.
Alles bewegt und verändert sich. Jeder Moment ist die Geburt eines neuen Moments.
Erkenne die Schönheit dieser Veränderung. Nichts bleibt gleich. Nichts ist dauerhaft. Alles ist im Fluss. Es ist der wirbelnde Meeresstrom des Universums.
Und all das ist unglaublich schön, wenn du dich entspannen und es genießen kannst.
5) Übe dich in Mitgefühl, Dankbarkeit und freudiger Wertschätzung
Von dem entspannten Ort des gegenwärtigen Moments aus, kannst du drei Dinge üben:
- Stelle zuerst fest, ob du Mitgefühl für dich und andere finden kannst. Mitgefühl für ihr Leiden und den Kampf, den sie durchmachen. Sende allen Menschen einen liebevollen Wunsch, dass sie Frieden finden.
- Übe dich in Dankbarkeit. Kannst du für diesen Moment dankbar sein? Kannst du für die Veränderung dankbar sein? Selbst wenn du über den Tod eines geliebten Menschen trauerst: Vielleicht kannst du trotz des schmerzenden Verlusts dankbar dafür sein, dass du diese Menschen in deinem Leben hattest – was ein unglaubliches Geschenk war. Soll nicht bedeuten, dass du die Schmerzen und den Stress ignorieren musst. Es bedeutet nur, dass sowohl Schmerz und Dankbarkeit gleichzeitig auftreten können.
- Kannst du diesen Moment als das verstehen, was er ist? Schätze seine Schönheit, die wirbelnde Veränderung, die große Offenheit und herzzerreißende Pracht. Lerne, das Universum zu wertschätzen, so wie es ist.
6) Übe, die Dinge so zu lieben, wie sie sind
Nimm dir in diesem Sinne einen Moment Zeit, um den sich ständig verändernden Moment genau so zu lieben, wie er ist. Dazu gehört Leiden, Verlust und Schmerz, Wesen, die auf andere losgehen, ständiges Wachstum und Erniedrigung, ständige Bewegung in etwas Neues.
Du bist eins mit der Gesamtheit des Universums. Du gestaltest es mit allen anderen Wesen, Materie und Energie – und das ist etwas, das du lieben solltest.
Das ist der Prozess, den ich dir vorschlage zu lernen.
Was in diesem Prozess passiert, ist Folgendes: Wir öffnen uns gegenüber Veränderungen, statt sich dagegen zu sperren. Wir lernen, Dinge so zu lieben, wie sie sind, statt uns darüber zu beklagen.
Wir lernen, Dankbarkeit und Freude in der Veränderung zu finden, statt uns zu wünschen, die Dinge würden sich nie ändern und wir an unseren üblichen bequemen Wegen festhalten können.
Natürlich kannst du nicht immer den ganzen Prozess durchlaufen. Aber es lohnt sich, den Prozess etwa ein oder zwei Dutzend Mal, Schritt für Schritt zu durchlaufen – bis du das Gefühl hast, ein körperliches Verständnis davon zu haben.
Wenn du täglich trainierst, garantiere ich dir, dass sich etwas in dir verändert.
Tägliches Training ist der Schlüssel
Gehst du ein paarmal durch die oben genannten sechs Schritte, hilft es dir, sie zu lernen. In deinem täglichen Leben wird es jedoch so lange keine Rolle spielen, bis du anfängst, täglich zu trainieren.
Tägliches Training ist die beste Methode.
Folgenden Trainingsplan möchte ich dir empfehlen:
1) Sitze fünf Minuten am Morgen
Du kannst auch mit zwei Minuten anfangen und dich langsam auf fünf steigern. Sind fünf Minuten zu kurz, erhöhe auf zehn.
Übe die oben genannten sechs Schritte. Bewege dich in diesen fünf Minuten nicht – sitze still und übe.
2) Übung während des Tages
Zusätzlich zum Training am Morgen, versuche tagsüber zu bemerken, wenn du dich gestresst fühlst oder dich Änderungen widersetzt. Wenn das passiert, sehe es als eine achtsame Klingel, die dich zum Training ruft.
Falls möglich: Mach eine Pause von deiner Tätigkeit und übe – auch wenn es nur ein paar Momente sind. Du brauchst nicht jedesmal den ganzen Prozess durchlaufen. Übe nur die Schritte, zu denen du gerade Zeit hast und die dir im Moment am besten helfen.
3) Mittelstufe: Trainiere unbequeme Situationen
Nachdem du die ersten zwei Übungen des Trainingsplans mindestens einen Monat trainiert hast – zwei Monate wären besser – nimm dir zusätzlich jeden Tag fünf bis zehn Minuten Zeit, um unbequeme Situationen zu trainieren.
Das kann eine kalte Dusche sein, jeden Morgen 500 Wörter schreiben, etwas Essen, was dir nicht schmeckt oder andere Dinge, die du nur widerwillig tust.
Dieses Training sollte für dich schon etwas mehr als nur ein wenig unangenehm sein. Es sollte aber nicht extrem unangenehm sein. Irgendwas dazwischen ist ideal. Und in dieser unbequemen Situation übst du die oben genannten sechs Schritte.
Dieses Training ist schwerer als die morgendliche Meditation, aber machbar.
4) Fortgeschritten: Mach einen einwöchigen Meditations-Retreat oder eine Woche absichtlicher Veränderungen
Nachdem du sechs Monate bis zu einem Jahr trainiert hast, geh auf einen einwöchigen Meditations-Retreat. Das wird deine Praxis vertiefen.
Oder geh durch eine Woche von Veränderungen, in die du dich absichtlich versetzt. Zum Beispiel: Geh auf Reisen mit maximal 4 Kg in einem kleinem Rucksack oder verzichte eine Woche auf Fernsehen und soziale Medien.
Das Ziel dieser Art des Trainings ist: mit den oben beschriebenen sechs Schritten, eine längere Zeit zu üben – und nicht, um zu sehen, wie hart du bist oder etwas Ähnliches.
Hinweis: Möglicherweise erlebst du in deinem Leben einen Monat oder länger, in dem du mehrfach massive Veränderungen erlebst: du verlierst einen geliebten Menschen, während du den Job wechselst. Oder wirst krank, während du mit finanziellen Problemen kämpfst. Falls das passiert, betrachte es als Geschenk für ein fortgeschrittenes Training.
Das ist das Training. Für die meisten Menschen empfehle ich nur die ersten beiden Stufen des Trainingsplans – allein das wird einen großen Unterschied machen.
Die nächsten beiden Schritte sind da, falls du ein Meister in der Methode werden willst – was aber nicht erforderlich ist, um Erfolge zu sehen.
Dieses Training ist eine Form der Selbstpflege. Ergänzend sind andere Formen der Selbstpflege ebenfalls zu empfehlen: Spazieren gehen in der Natur, Sport, Yoga, gesundes Essen, genug Schlaf, gute Freunde zum Reden zu haben, sowie Zeitraum für Stille und Alleinsein schaffen. All diese Dinge sind wichtig.
Nimmst du das Training ernst und tauchst tief in die Praxis ein, wirst du einige tiefgreifende Veränderungen erleben – ich habe es auch erlebt 🙂
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Letzte Aktualisierung am 8.11.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API