Der Mensch sucht nach Struktur.
Aber egal, wie viel Struktur wir in unserem Leben erschaffen; egal, wie viele gute Gewohnheiten wir bilden: Immer wird es Dinge geben, die wir nicht kontrollieren können – und wenn wir sie lassen, erzeugen sie oft Wut, Stress und Frust.
Das muss nicht sein.
Die einfache Lösung: Lerne, im Fluss des Lebens zu bleiben.
Beispiel: Du hast bestimmt deine morgendliche Routine – wie die meisten Menschen.
Du hast den Morgen perfekt strukturiert. Der ganze Ablauf macht dich ruhig und zufrieden – bis etwas Unvorhergesehenes passiert: Wasserrohrbruch im Badezimmer.
Und statt Kaffee mit Brötchen zu genießen, musst du erst mal die Sauerei aufwischen und das Rohr reparieren – oder zumindest einen Handwerker anrufen.
Du bist auf 180. Dein strukturierter Ablauf ist zerstört. Du bist gestresst durch die neue Lebenslage – und vermutlich den ganzen Tag genervt.
So sieht es gewöhnlich aus. Nicht die beste Art, Dinge anzugehen, oder?
Aber sei doch mal ehrlich: Jeder von uns hat Probleme wie diese. Ständig werden wir von Dingen unterbrochen, die wir nicht geplant haben.
Oder für uns gewohnte Menschen ändern sich plötzlich. Oder wenn uns das Leben ein paar harte Schläge erteilt, die wir nicht haben wollen.
Bleib im Fluss des Lebens
Was ist das?
Es ist:
- lernen, die Schläge des Lebens einzustecken.
- Veränderungen hinzunehmen, ohne wütend, gestresst oder enttäuscht zu sein.
- das Leben zu nehmen wie es ist, anstatt zu versuchen, es so perfekt zu formen, wie du es gerne hättest.
Wie geht das?
Ich versuche, dir jetzt ein paar Tipps zu geben, die für mich gut funktionieren.
Erkenne: Du kannst nicht alles kontrollieren
Ich denke, wir alle wissen das bereits. Aber leider reagieren und handeln wir oft gegen diese grundsätzliche Wahrheit.
Wir können das Universum nicht steuern, und doch wünschen wir uns, wir könnten es – jedoch wird alles Wunschdenken das nicht möglich machen.
Du kannst nicht mal alles steuern, was in deiner kleinen Welt passiert. Du kannst viel kontrollieren, trotzdem sind viele Dinge außerhalb deiner Kontrolle.
Im obigen Beispiel kannst du zwar deine morgendlichen Gewohnheiten steuern, jedoch passieren ab und zu Dinge, die deine Routine unterbrechen:
- ein früher Telefonanruf
- die Kaffeemaschine ist kaputt
- ein Mitglied der Familie ist krank
- das Auto springt nicht an
- …
Der erste Schritt ist, zu erkennen: so etwas kann passieren.
Da sind Dinge, die wir nicht kontrollieren können; sie wirken sich auf unser Leben aus – trotz Struktur und Routine.
Du musst das akzeptieren. Du musst – oder du wirst ständig frustriert sein.
Denke mal intensiv darüber nach.
Werde bewusst
Wichtig ist: Werde dir deiner Gedanken und Gefühle bewusst. Auch in anderen Artikeln sage ich das immer wieder – weil es sooo wichtig ist.
Du kannst in deinem Kopf nichts ändern, wenn du dir der Dinge nicht bewusst bist. Du musst ein Beobachter deiner Gedanken und Gefühle werden.
Ein Prüfer, der jeden Gedanken zuerst prüft, bevor du reagierst.
Wenn du bewusst merkst: du regst dich über etwas auf, kannst du auch bewusst darauf reagieren; fällst nicht in das gewohnte Reaktions-Muster zurück.
Es hilft, jedes Mal wenn du Wut oder Frust spürst, einen Strich in ein Notizbuch zu machen. Nicht für lange. Eine Woche langt. Aber durch diesen kleinen Akt wirst du dir über deinen Ärger und Frust bewusster.
Atme
Bist du verärgert oder enttäuscht: mache ein paar tiefe Atemzüge.
Das ist ein wichtiger Schritt. Du wirst dadurch ruhiger und bist bereit für die weiteren Schritte auf dieser Liste.
Übe täglich und du hast einen großen Teil des Weges geschafft.
Nimm Abstand
Das hilft mir immer. Wenn ich über etwas aufgebracht bin – mein Computer geht kaputt, mein Hund zerfetzt das neue Sofa – dann trete ich ein paar Schritte zurück, mache 5 tiefe Atemzüge und betrachte das Problem mit mehr Abstand.
Wie im Film: wenn die Kamera von der Nahaufnahme in die Fernsicht wechselt. Ich bekomme einen größeren Ausschnitt – das Problem ist dann nur noch ein kleiner Teil davon.
Und in einer Woche, Monat oder Jahr interessiert die Sache kein Schwein mehr – selbst dich nicht.
Warum erst darüber aufregen?
Lass es los. In kurzer Zeit wird es keine große Sache mehr sein.
Übe
Wie immer, wenn du etwas Neues lernst, ist der Anfang schwer. Du wirst nicht sehr erfolgreich sein.
Wer ist schon gut, wenn man gerade erst anfängt zu schreiben, lesen oder laufen?
Keiner.
Und es ist wichtig, das zu verstehen. Fähigkeit entsteht durch Praxis. Nur, wenn du fleißig übst, wirst du besser.
Wenn du anfängst zu üben, im Fluss des Lebens zu sein, wirst du stolpern und fallen. Das ist okay – ein Teil des Prozesses. Übe weiter und du wirst den Dreh herausbekommen.
Kleine Schritte
Gehe kleine Schritte. Du musst nicht über Nacht ein Meister werden.
Fang klein an: Konzentriere dich auf die Strichliste, die ich oben erwähnt habe.
Anschließend konzentriere dich auf das Atmen. Danach versuche, Abstand zu nehmen.
Du solltest die einfachen Situationen zuerst üben: Wenn deine Probleme bei der Arbeit, leichter zu akzeptieren sind, als beispielsweise der Frust in der Beziehung, dann fange bei der Arbeit an.
Lache
Mir hilft es, die Dinge eher lustig zu sehen, als frustriert.
Das Auto bleibt im dicksten Verkehr stehen und ich hab weder Handy noch Abschleppseil dabei? Ich lache über meine eigene Unfähigkeit. Lache über die absurde Situation.
Dazu gehört eine große Portion Abstand. Du kannst nur darüber lachen, wenn du über der Situation stehst, aber nicht mittendrin.
Lernst du, darüber zu lachen, bist du sehr weit gekommen. Versuche, zu lachen, auch wenn du es gar nicht komisch findest – meistens wird es dann sogar lustig.
Führe Tagebuch
Guck einmal täglich auf deine Strichliste. Versuche, dich zu erinnern, wofür die Striche stehen – und dann schreibe über die Situationen.
- Warum hast du dich aufgeregt?
- Was wolltest du tun?
- Hat es funktioniert, und wenn nicht, warum nicht?
- Was kannst du das nächste Mal machen?
Dich zu erinnern und die Situation zu prüfen, hilft dir, von dem Ereignis zu lernen.
Meditiere
Falls du keine Lust auf Tagebuch hast, gehe die Situationen zumindest in Gedanken noch einmal durch.
Meditiere; nimm ein Bad oder entspanne dich bei einer Tasse Tee. Und während du entspannst, gehe den Tag noch einmal durch.
Nur durchgehen.
Nicht noch einmal darüber ärgern – du bist am lernen.
Atme tief durch, und dann gehe durch jede Situation. Versuche, sie als gleichgültiger Beobachter zu sehen – auf diese Art verbessert sich der Lernprozess.
Erkenne: Du kannst andere nicht kontrollieren
Dies ist eine der größten Herausforderungen. Wir ärgern uns, wenn andere nicht in der Weise handeln, wie wir es uns vorstellen.
Vielleicht sind das unsere Eltern, Partner, Freunde, Arbeitskollegen oder andere Menschen, mit denen wir zu tun haben.
Aber wir müssen verstehen: diese Menschen sind eine eigene Persönlichkeit. Und sie tun und lassen, was sie für richtig halten – und nicht, was wir wollen.
Und wir haben das zu akzeptieren. Akzeptieren, dass wir andere nicht steuern können. Akzeptieren, dass sie so sind wie sie sind. Akzeptieren, wie sie ihr Leben leben.
Das ist nicht leicht und braucht viel Übung.
Akzeptiere Veränderungen und Unvollkommenheit
Wenn die Dinge so laufen, wie wir es mögen, wünschen wir keine Veränderung.
Aber sie werden sich ändern. Das ist eine Tatsache des Lebens. Wir müssen lernen, zu akzeptieren, dass die Dinge so sind wie sie sind.
Akzeptieren, dass die Welt sich ständig verändert und wir ein Teil der Veränderungen sind.
Anstatt zu wünschen, dass die Dinge immer „perfekt“ sind, sollten wir hinnehmen, dass sie niemals perfekt sind – wir stattdessen mit „gut“ zufrieden sein müssen.
Genieße das Leben als einen Fluss von Veränderungen, Chaos und Schönheit
Im vorherigen Schritt habe ich über „perfekte“ Dinge gesprochen.
Was ist überhaupt perfekt?
Eine gute Frage.
Bedeutet „perfekt“ das ideale Leben und die heile Welt, die wir in unseren Köpfen haben?
Haben wir ein Wunschbild, nach dem wir versuchen, die Welt zu formen?
Das wird voraussichtlich nie funktionieren.
Versuche stattdessen, die Welt als „perfekt“ zu sehen, so wie sie ist: unordentlich, chaotisch, schmerzhaft, dreckig, traurig … und komplett perfekt.
Die Welt ist schön, so wie sie ist.
Das Leben ist nichts statisches. Das Leben ist ein Fluss von Veränderungen.
Nichts bleibt gleich.
Alles wird noch unordentlicher, noch chaotischer – aber immer schön. Es gibt etwas Schönes in allem, was uns umgibt – wenn wir es als bereits „perfekt“ ansehen.
Und wann lernst du, im Fluss des Lebens zu bleiben? 😉
- Dahlke, Ulf (Autor)
Letzte Aktualisierung am 8.12.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API